Ein cooles Hostel in der Stadt der Kirchen

 

Unser erster Halt auf dem Weg zwischen Buenos Aires und Santiago war Córdoba, das ungefähr eine Nachtfahrt westlich von Buenos Aires liegt. Als wir morgens in unserem Hostel ankamen, waren wir total begeistert. Es hatte einen kostenlosen Fahrradverleih und eine Boulderhalle auf dem Dach, in der sich täglich Einheimische zum Bouldern trafen und die wir schon am Tag unserer Ankunft ausnutzten.

Iglesia Catedral Cordoba ArgentinienAm Mittwoch machten wir im Stadtzentrum eine „Free Walking Tour“, eine von jungen Leuten organisierte Stadtführung, bei welcher man am Schluss selber entscheiden kann, wie viel man bezahlen möchte. Unsere Führerin – eine sehr nette Studentin – zeigte uns einige der vielen Kirchen, für die Córdoba bekannt ist, eine alte Bibliothek und eine alte Jesuitenruine unter der Erde, die uns von außen an eine Metrostation erinnerte.
Außerdem durften wir Alfajores probieren. Diese in Lateinamerika verbreiteten und oftmals mit Schokolade überzogenen Doppelkekse mit „Dulce de Leche“ dazwischen sind hier in Córdoba etwas kleiner und süßer und sind mit Zuckerguss umhüllt.
Als uns unsere Stadtführerin die Regeln erklärte, die man beim hier in Argentinien verbreiteten gemeinsamen Mate-Trinken befolgen muss, wie beispielsweise, dass man niemals mit dem Trinkhalm im Becher rühren darf, oder, dass es unfreundlich ist, zu sagen, dass man keinen Mate mehr trinken will, merkten wir, dass wir bisher wahrscheinlich keine sehr freundlichen Mate-Trinkpartner gewesen sind.

Da heute Halloween war, wollten wir uns Süßigkeiten kaufen und einen gemütlichen Filmeabend im Hostel machen. Als wir dann im Supermarkt nebenan nach etwas Essbarem suchten, merkten wir schnell, dass dessen Süßigkeitenangebot nicht unseren Ansprüchen entsprach und auch die anderen Supermärkte in der Nähe waren nicht viel besser ausgestattet, sodass wir mit dem Fahrrad nach einem größeren Supermarkt suchten. Das Ergebnis unserer zweistündigen Suche waren ein verlorener Fahrradschlüssel, geschmolzenes Eis, etwas verbranntes Popcorn und Fertigkuchen, aber wir ließen uns davon nicht unterkriegen und hatten letztendlich dann doch einen sehr entspannten Filmeabend.

Parque Sarmiento Cordoba ArgentinienAn unserem letzten Tag in Córdoba fuhren wir mit dem Fahrrad in einen riesigen Park in der Nähe, wo wir in einem gemütlichen Café bei einer heißen Schokolade das tolle Frühlingswetter genossen. Am Nachmittag machten wir uns in der Hostelküche Süßkartoffelpommes mit Tomatensalat. Wir hatten schon lange nicht mehr so gut gegessen!

Auf unserer nächtlichen Fahrt nach Mendoza hielt uns ein Mann auf dem Sitz vor uns wach, dessen Schnarchen mit einem Traktor hätte konkurrieren können, aber dafür konnten wir den wunderschönen Sternenhimmel und den ersten Blick auf die Anden in der Morgendämmerung genießen!

 

Wir nähern uns den Anden

 

Allee in Mendoza ArgentinienWir kamen den Anden immer näher. Bei unglaublicher Hitze erreichten wir die argentinische Stadt Mendoza im Andenvorland. Die hohen Temperaturen und wenigen Niederschläge waren der trockenen, braunen und steinigen Landschaft deutlich anzusehen.
Vor allem Alma hatte sich sehr auf das nächste Hostel gefreut, da das „Hostel de los Artistas“, Hostel der Künstler, im Internet mit Fotos von verschiedenen Musikinstrumenten warb, unter anderem einem Klavier. Allerdings war dieses so verstimmt, dass man den anderen Gästen eigentlich kaum zumuten konnte, darauf zu spielen. Dennoch hatten wir uns ein sehr gemütliches, familiäres und freundliches Hostel ausgesucht. Es schien von einer Familie mit ungefähr fünf Söhnen geleitet zu werden, die uns an einem Abend sogar zum gemeinschaftlichen Grillen einluden. Wir lernten viele andere Hostelgäste kennen, darunter mal wieder ziemlich viele Deutsche. Auffällig ist zudem, dass wir in Südamerika nur selten Traveller unserer Generation, sondern überwiegend zwischen Mitte Zwanzig und Mitte Dreißig Jährige Backpacker treffen.
Nachdem wir uns an unserem ersten Tag von der Ankunft erholt hatten, schlenderten wir durch die zahlreichen Alleen der Stadt bis zu einem großen Park.

Kakteen nahe Mendoza ArgentinienFür den zweiten Tag hatten wir uns eine kleine Wanderung vorgenommen. Etwas außerhalb der Stadt solle es einen Hügel mit Telefonmasten geben, der vor allem bei Paraglidern beliebt sei, ließen wir uns im Hostel sagen. Dort sollte es einige Wege geben, die auch Touristen ohne einheimischen Führer begehen könnten. Leider fühlte sich Josi vormittags nicht gut und entschied im Hostel zu bleiben. Dafür schlossen sich Alma, eine Deutsche aus Australien und ein junger Schweizer, der ebenfalls dieses Jahr seinen Abschluss gemacht hatte, an. Den beabsichtigten Weg konnten wir zwar nicht finden, aber es genügte uns, für einige Stunden durch die vertrocknete Landschaft zu laufen und einen kleineren, aber sehr steilen Hügel zu besteigen, von dem sich uns eine fabelhafte Aussicht auf die gesamte Stadt bot. Die Gegend war geprägt von verkokelten Bäumen und verbrannten Kakteen, Zeugen von vielen vergangenen Bränden. Da wir kein noch so kleines Fleckchen Schatten finden konnten, war die Hitze ziemlich unerträglich und wir kehrten nach einer Picknickpause zur Bushaltestelle zurück. Neben dieser befanden sich eine kleine Kapelle und eine Kirche von der Größe eines Stadions, die uns ziemlich beeindruckte. Wann die wohl komplett voll ist, wo sie sich doch so außerhalb der Stadt befindet?

Am Sonntagmorgen wurden wir um 10 Uhr abgeholt und an die Basis des Unternehmens „Argentina Rafting“ gebracht. Denn dort hatten wir eine Canopy Tour gebucht. Hierbei handelt es sich um Seilbahnen, vergleichbar mit solchen in deutschen Klettergärten, an denen man in einschüchternder Höhe mit hoher Geschwindigkeit beispielsweise über Schluchten in den Bergen „fährt“, wie in unserem Fall. Zwar waren wir mit circa fünfzig kleinen Jungs in eine Gruppe eingeteilt worden, aber wir durften jede der sechs Seilbahnen als Erste ausprobieren. Wir verbrachten noch einige Stunden in der beeindruckenden Berglandschaft, bevor wir zurück ins Hostel gefahren wurden.

 

Canopy nahe Mendoza Argentinien

 

Für den Montag stand uns der dritte Grenzübergang der Reise bevor. In einem kleinen Siebzehnsitzer, das billigste Angebot, das wir finden konnten, sollten wir die Anden nach Santiago de Chile überqueren. Hier waren wir in eine sehr lustige Gesellschaft geraten, welche sich die Laune weder von dem unerträglichen Quietschen des Buses noch von der unglaublich komplizierten und langwierigen Grenzkontrolle verderben lies. Einer der Mitreisenden entschuldigte sich bei der Gruppe dafür, dass er den Grenzübergang durch irgendeine illegale Ware aufgehalten hatte, indem er jedem von uns eine oder mehrere Brillen schenkte.

 

Urlaub vom Urlaub in Santiago de Chile

 

Alma im Costanera Center Santiago de Chile

 

Für Alma war es ein tolles Gefühl, nach Santiago zurückzukehren, wo sie sich vor zwei Jahren von der Gastfamilie ihres Schüleraustausches und von ihrer dortigen Familie verabschieden musste. Ihr Onkel Rüdiger und ihre Tante Luz nahmen uns beide sehr herzlich bei sich auf und verwöhnten uns mit all den Dingen, die wir uns in den vorherigen Monaten nicht leisten konnten. Gutes Essen, Kuchen, Cola, Kekse, Eis, gutes Wasser, Kaffee, Obst, Schokolade, Sauberkeit, ein Pool und vieles mehr. Wir fühlten uns wie im Paradies ;). Deshalb unternahmen wir die ersten Tage in unserer vorübergehenden Heimat auch nicht sonderlich viel, außer schlafen, essen und fernsehen.

Von Mittwoch auf Samstag übernachteten wir bei Almas Austauschpartnerin Karla und ihrer Familie. Leider hatte Karla unglaublich viel zu lernen, da das Semester an der Universität seinem Ende zuging. Allerdings konnten wir am Freitag zusammen mit ihren Freunden Karlas Geburtstag feiern, worüber wir uns alle sehr freuten. Unsere Vormittage verbrachten wir beide damit, Kuchen zu backen und auf die Aussichtsplattform des Costanera Centers, des höchsten Gebäudes Südamerikas, zu fahren.

Vielen Dank an Karla, Graciela und die beiden Harrys, dass wir bei Euch sein durften!

Am Wochenende hatten wir die Chance, Zeit mit Almas beiden Cousins zu verbringen. Außerdem besichtigten wir gemeinsam mit Almas Familie die Innenstadt Santiagos und das „Museo Chileno de Arte Precolombino“, das Museum der präkolumbischen Kunst. Da Luz der Ansicht war, wir hätten genug gefaulenzt, begleitete sie uns zum „Pueblo de los Dominicos“, einem sehr schönen Viertel für Kunsthandwerk.

Valparaiso ChileAn der Küste, wenige Stunden Busfahrt von der Landeshauptstadt entfernt, befinden sich die beiden Städte Viña del Mar und Valparaíso, welche ähnlich wie Nürnberg und Fürth ineinander übergehen. Nichtsdestotrotz unterscheiden sich beide Nachbarn gewaltig. Während Viña mit seinen vielen Hochhäusern und seiner Ordnung einer westlichen Großstadt gleicht, überzeugt Valparaíso durch seine einzigartige Streetart und die vielen bunt angestrichenen Wellblechhäuser, welche die hügelige Landschaft der Stadt prägen. Verbunden werden die verschieden Viertel durch öffentlich nutzbare Aufzüge, vergleichbar mit dem in Lissabon. Zum Baden muss man allerdings nach Viña del Mar, denn in Valparaíso gibt es allein einen sehr großen Hafen, der in der Vergangenheit von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung der Stadt war.

Über Servas waren wir mit einer österreichisch- chilenischen Familie in Kontakt getreten, die uns für drei Nächte in deren faszinierendem Haus aufnahm. Dieses gleicht mit seinen verwinkelten Treppen, welche die drei Stockwerke verbinden, etwas dem Fuchsbau der Weasleys und bot von jedem Stockwerk aus einen fantastischen Ausblick auf die Stadt und den Hafen. Außerdem gab es ein kaum verstimmtes Klavier mit Panoramablick!!

Es war wunderschön bei Euch, vielen Dank dafür!

Valparaiso ChileIn Valparaíso gibt es weniger eine bestimmte Sehenswürdigkeit, die zu besichtigen ist. Vielmehr kann man das Flair der Stadt, die zum UNESCO Weltkulturerbe zählt, am besten aufnehmen, indem man durch die Straßen schlendert und die Kunstwerke auf Häusern, Aufzügen und Treppen bewundert. Zudem machten wir, wie auch in Córdoba, eine lohnenswerte Free Walking Tour, bei welcher einem die weniger touristischen Orte der Stadt gezeigt wurden, wie beispielsweise das alte Gefängnis.
Eine Stadtbesichtigungs-Pause legten wir ein, indem wir uns pünktlich zum chilenischen Erscheinungsdatum den neuen „Fantastische Tierwesen“ Film im Kino ansahen. Für einen deutlich niedrigeren Preis als in Nürnberg.
Am nächsten Tag cremten wir uns mühsam mit Sonnencreme ein und machten uns badebereit, um den Nachmittag am Strand zu verbringen. Letzten Endes machte uns der Wind einen Strich durch die Rechnung. Am Meer angekommen, war es trotz angeblichen dreißig Grad so kalt, dass wir zu McDonalds flüchteten und uns eine heiße Schokolade teilten.
Außerdem entschieden wir, eine Nacht länger zu bleiben, um die fünfzehnjährige Tochter unserer Servas Familie zu einer Party ihrer Klassenkameraden zu begleiten.

Valparaiso Chile

Valparaiso Chile

 

Cerro Manquehue Santiago de ChileWieder zurück in Santiago machten wir am Sonntag mit Almas Cousins Juan und David eine Wanderung auf den „Cerro Manquehue“, einem Berg am Rande der Stadt, der vor allem sonntags ein beliebtes Ausflugsziel für viele Bewohner Santiagos ist. Der eineinhalbstündige Aufstieg war sehr anstrengend, da wir insgesamt 800 Höhenmeter zurücklegen mussten und es über 30° Celsius heiß war, aber oben wurden wir mit einer atemberaubenden Sicht auf die Stadt und die Berge belohnt! Durchgeschwitzt und hungrig kamen wir daheim an, aßen leckere Spinatlasagne und Lasagne mit Krebs und Shrimps zu Mittag und kühlten uns im Anschluss im Pool ab.

Dank an Juan und David; der Ausflug hat uns sehr viel Spaß gemacht!

 

Ein Abstecher in den Süden

 

Therme Los Pozones bei Pucon ChileAm Abend fuhren wir mit dem bis auf den letzten Platz besetzten Nachtbus in den Süden nach Pucón, wo wir drei Tage verbringen würden. Auf unserem Weg zum Hostel hatten wir Sicht auf den schneebedeckten, noch aktiven Vulkan „Villarica“, den man sogar in einer leider sehr teueren Tageswanderung erklimmen kann.
Am Vormittag fuhren wir mit dem Bus zu den Vulkanwasser Thermen „Los Pozones“, die etwas abgelegen direkt neben einem Fluss lagen. Glücklicherweise waren wir, mit Ausnahme eines älteren Ehepaares, die Einzigen hier und wir konnten in den heißen Becken die Ruhe genießen. Eines der Becken war sogar so heiß, dass wir es auslassen mussten. Am Nachmittag setzten wir uns ans Ufer des bei Pucón liegenden Sees „Lago Villarica“ und schauten einen Film an.

Nationalpark Santuario El Cani ChileAm nächsten Tag machten wir im Nationalpark „Santuario El Cañi“ eine 8-stündige Wanderung bis auf einen Berg, auf dem es zwei Lagunen und einen Aussichtspunkt gibt – unser Tagesziel.
Vor allem die erste Etappe war sehr steil und anstrengend. Hier lernten wir Severin aus Deutschland kennen – der erste Backpacker in unserem Alter, den wir in Südamerika trafen. Auch er hat dieses Jahr Abi gemacht und reist nun mit seinem selbst ausgebauten Auto alleine durch Chile. Mit ihm wanderten wir den ganzen Tag, wobei wir uns einmal auf einer Kuhweide verliefen und kurz vor dem Ziel sogar über ein Stückchen Schnee wanderten.
Am Ende des Tages kamen wir genau rechtzeitig um 19 Uhr wieder unten am Ausgang des Tals an, um den letzten Bus nach Pucón zu erwischen.

Nationalpark Santuario El Cani ChileDa wir in den letzten Tagen sehr sparsam mit unserem Essen umgegangen waren, gönnten wir uns am nächsten Morgen zum Frühstück leckere Waffeln in einem kleinen Waffel-Imbiss um die Ecke. Danach liehen wir uns Fahrräder aus und machten eine zweistündige Radtour, wobei es in Strömen regnete und wir total durchnässt wieder im Hostel ankamen, wo wir ein leckeres Stück Schokokuchen aus dem Supermarkt aßen und uns aufwärmten, bevor wir wieder durch die Nacht zurück nach Santiago fuhren. Die Busfahrt hatte uns Rüdiger geschenkt und war die bis jetzt gemütlichste und coolste Fahrt, denn man konnte den Sitz vollständig zum Bett machen, jeder hatte einen eigenen Fernseher und wir haben abends einen Snack und zum Frühstück leckere Brownies bekommen.

Alma und Karla in Santiago de ChileZurück in unserem vorübergehenden Zuhause, machten wir einen Wellness-Tag im Club am Fuß der Berge, in dem Rüdiger und Luz Mitglied sind. Hier konnten wir schwimmen gehen, Burger mit Pommes essen und danach im Whirlpool entspannen.
Am nächsten Tag besuchten wir ein interaktives Museum in Santiago, in dem man sich spielerisch in den verschiedenen Naturwissenschaften Wissen aneignen kann und obwohl das Museum eher für jüngere Kinder ausgelegt ist, hat sich der Besuch für uns gelohnt. Danach trafen wir uns mit Antonia – Almas Schwimmfreundin von ihrem damaligen Austausch – und ihrer Mutter zum Eis essen im Costanera Center und es hat uns total erstaunt, dass die erst Zwölfjährige schon jeden Tag unter der Woche ins Schwimmtraining geht und sogar schon an den chilenischen Meisterschaften teilgenommen hat.
Am Samstag machten wir mit Karla eine Wanderung auf den „Cerro San Cristóbal“, einen kleinen Berg in der Stadt, von dem man eine gute Aussicht auf die Stadt hat und von dem wir mit der Gondel wieder `runter fuhren.

Mit dem Sonntag war dann unser letzter Tag in Santiago gekommen, den wir mit Luz, Rüdiger, David, Juan und drei Freundinnen im Club verbrachten, wo wir das leckerste Buffet aßen, das man sich vorstellen kann – es gab sogar Sushi, Meeresfrüchte und zum Nachtisch einen  Schokobrunnen und vieles mehr!
Auch wenn wir schon sehr gespannt auf die Atacama-Wüste waren und uns auf unsere Weiterreise freuten, waren wir sehr traurig,  dass wir nun Rüdiger und Luz verlassen mussten.

Danke für alles, Rüdiger und Luz, ihr habt uns eine wunderschöne Zeit bei euch ermöglicht und wir sehen uns hoffentlich bald wieder!

(Alma und Josefine)