Weihnachten am anderen Ende der Welt

 

Die peruanische Stadt Arequipa erwies sich als ausgezeichnete Wahl, um die Weihnachtsfeiertage zu verbringen. Die sehr gut erhaltene Kolonialstadt mit ihren weißen Gebäuden erinnerte uns ein wenig an das bolivianische Sucre. Auch unser Hostel war ein Volltreffer, denn es besaß eine sehr gemütliche Dachterrasse und einen ganz besonderen Flair. Auf der Terrasse bot sich ein perfekter Blick auf die Innenstadt und die Vulkane, welche die Stadt eingrenzen. Außerdem wurde dort jeden Morgen ein außergewöhnliches Frühstück serviert und Weihnachtsmusik gespielt.

Den 24. Dezember verbrachten wir beide sehr schön und entspannt. Wir gönnten uns besonders gutes Essen und besuchten vormittags die “Weihnachtsmärkte”. Diese hatten allerdings nicht sonderlich viel mit den uns bekannten Christkindlesmärkten gemeinsam. Es handelte sich vielmehr um ein furchtbares Chaos aus umherwimmelnden Menschen auf der Straße und in den Läden und überall per Lautsprecher angepriesener Spielware.
Abends gingen wir zum Weihnachtsgottesdienst in der überfüllten Kathedrale von Arequipa, deren längere Seitenfassade wie ein Eingangsportal gestaltet war, weshalb man eine deutlich größere Kirche erwartete. Wir verstanden zwar eher weniger während des Gottesdienstes, aber es gab einen Kinderchor, der die Messe mit schönen, uns unbekannten, Weihnachtsliedern begleitete. Am Ende wurde eine Puppe des Jesuskindes in die lebensgroße Krippe vor der Kathedrale getragen und von einer Karawane aus Kirchenbesuchern begleitet. So half der Gottesdienst unserem Weihnachtsgefühl etwas auf die Sprünge.
Auf dem “Plaza de Armas”, dem zentralen Platz der Stadt, waren am Heiligen Abend gefühlt alle Bewohner Arequipas versammelt. Die Menge gruppierte sich um Tanzgruppen und Komiker und es herrschte eine sehr ausgelassene Stimmung. Außerdem konnte man sich mit Weihnachtsmännern und Alpaka Babys fotografieren lassen.

Das Highlight des Abends waren die Feuerwerke um Mitternacht. Wir standen auf der Dachterrasse des Hostels und waren umringt von einem Lichterschauspiel. Egal in welche Richtung man sich drehte, überall stiegen beeindruckende Raketen in die Luft. So etwas haben wir beide noch nie erlebt, man kann das jemandem, der nicht selbst dabei war, eigentlich kaum beschreiben.

An den beiden folgenden Tagen entschieden wir uns gegen eine Tour ins Colca Tal und machten eine Free Walking Tour in der Innenstadt.

 

In der Stadt der Incas

 

Über Nacht ging es nach Cusco. Unser nächstes Hostel lag etwas abgelegen auf 3700 Metern. Ein großes Highlight der Reise stand nun auf dem Programm. Machu Picchu. Das “Tour-Suchen” war inzwischen schon zu einer Gewohnheit geworden, wobei wir nach besagten schlechten Erfahrungen natürlich deutlich vorsichtiger geworden waren.

 

Kathedrale Cusco Peru

Für den Besuch der alten Inkastadt gibt es im Großen und Ganzen zwei Möglichkeiten. Man kann entweder mit dem Zug oder mit dem Minibus anreisen. Während der Ein-Tages-Ausflug mit dem Zug bereits 200 USD kostet, kann man eine Drei-Tages-Tour mit dem Auto für “nur” 120 USD buchen. Aus diesem Grund entschieden wir uns für letzteres. Diese Variante hatte allerdings einen Haken. Seit ein paar Wochen war in dem Gebiet die Regenzeit angebrochen und die Autofahrt sollte nicht ganz ungefährlich sein, wie uns ein Tourguide erzählte, der uns deutlich von der billigeren Methode abriet.

Am Morgen des Aufbruchs standen wir um fünf Uhr auf, um rechtzeitig aufbrechen zu können. Bereits auf dem Weg zur Agentur begann es zu regnen. Im Vorbeigehen schnappte Alma Gesprächsfetzen über einen Autounfall und einen toten Fahrer auf. Das ließ die Zweifel und Sorgen wegen der gefällten Entscheidung wieder aufkeimen. Letzten Endes entschieden wir uns gemeinsam dafür, die Mehrtagestour zu stornieren und unser Leben nicht des Geldsparens wegen aufs Spiel zu setzen.

 

Zug nach Machu Picchu Peru

Zwei Tage später wurden wir um vier Uhr geweckt und zum Zug gebracht. Dieses insgesamt 120 USD (pro Person) teure Transportmittel fuhr in gemächlichem Tempo mitten durch den Urwald. Da der Zug sogar Fenster im Dach besaß, war die Fahrt tatsächlich wunderschön, allerdings sind uns ständig die Augen zugefallen. Von Aguas Calientes aus, dem letzten, von Touris überlaufenen, Ort vor der Hauptattraktion, ging es nun in Serpentinen hinauf auf den Berg der berühmten Inkastadt. Dort nahmen wir an einer zweistündigen Führung teil und schossen die Beweisfotos für diesen Besuch, von dem so einige Menschen träumen.
Am Ende der Tour erfuhren wir, dass es nicht gestattet war, zu den bereits besichtigten Orten zurückzukehren, was uns ein wenig enttäuschte, da es vorher geheißen hatte, man dürfe sich noch drei weitere Stunden in Machu Picchu aufhalten. Da unsere Rückfahrt mit dem Zug von Aguas Calientes erst um neun Uhr abends begann, hatten wir noch einige freie Stunden zu füllen. Daher wählten wir für den Abstieg nach Aguas Calientes den Fußweg, obwohl wir bereits bezahlte Bustickets besaßen. Die übrige Wartezeit füllten wir hauptsachlich mit einer bewährten Beschäftigung für Gelangweilte: Essen. Um ein Uhr nachts fielen wir äußerst erschöpft, aber um eine unvergessliche Erfahrung bereichert, in die Hostelbetten.

 

Machu Picchu Peru

Diese hatten wir inzwischen übrigens gewechselt. Aufgrund der Lage waren wir in ein zentraleres Hostel umgezogen, das seinen Namen “Villa Mágica” wirklich verdiente.

 

Villa Magica Cusco Peru

Schon seit Weihnachten traf man in Peru auf Stände, bei denen gelbe Unterwäsche verkauft wurde. Denn einer peruanischen Tradition zur Folge sollte man an Silvester eine gelbe Unterhose tragen und würde im kommenden Jahr vom Glück verfolgt. Könne man eine solche nicht auftreiben, reiche es allerdings ebenfalls, sich eine Blumenkette in eben dieser Farbe umzuhängen. Wir entschieden uns für die zweite Variante.

Silvesternacht in Cusco PeruNachdem wir ein Restaurant ausfindig gemacht hatten, in dem Käsefondue angeboten wurde, und uns mit einer gelben Kerze an Bleigießen, ich meine natürlich Wachsgießen, versucht hatten, fanden wir uns kurz vor Mitternacht auf dem “Plaza de Armas” ein. Da waren wir allerdings keinesfalls die Einzigen. Tausende Menschen waren dem legendären Ruf der Silvesternacht in Cusco gefolgt und drängten sich nun auf den zentralen Platz der Stadt. Man fühlte sich wie auf einem ausverkauften Popkonzert.
Punkt zwölf Uhr starteten die Feuerwerke und schossen mitten aus der Menschenmenge. Ein bisschen Panik bekamen wir schon. Aber das war noch lange nicht alles. Eine weitere Tradition besagte, dass es Glück bringe, um Mitternacht um den Platz zu rennen. Rennen war in dem Gedränge zwar etwas schwierig, allerdings begannen geschätzt tausend Menschen, nun im Schritttempo den Platz zu umrunden, während weiterhin Raketen auf dem Platz gestartet wurden. Natürlich wollten wir uns diese Chance, glücklich zu werden, nicht entgehen lassen.

Für den letzten Tag unseres Aufenthaltes in Cusco hatten wir uns eine ganz besondere Tour aufgehoben: Die Rainbow Mountains. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um in verschiedenen Farben gestreifte Berge, die auf nicht zu unterschätzenden 5000 Metern liegen. Da Alma in der Vergangenheit ein wenig Probleme mit der Höhe gezeigt hatte, konnten wir unsere Bedenken zwar nicht völlig abschütteln, ließen uns von dem Vorhaben aber dennoch nicht abbringen. Wir statteten uns mit reichlich Wasser, Riegeln und Rosinen aus und stürzten uns in das Abenteuer. Und wir bereuten unsere Entscheidung keineswegs. Die Landschaft war faszinierend und auch unsere Gruppe war eine gut getroffene Mischung. Unser Guide war sehr nett und schlich sich auf jedes Foto. Circa fünf Stunden später als geplant kehrten wir nach Cusco zurück, wir waren wohl eine etwas langsame Gruppe.

 

Action in der Wüste und Entspannen am Pool

 

Nach einer sehr anstrengenden Nachtfahrt in einem ungemütlichen, stinkenden und stickigen Bus, kamen wir endlich in unserem neuen Hostel in Ica, einer Stadt im Westen Perus, an. Mal wieder gab es eine Dachterrasse, auf der wir das sagenhafte Frühstück genießen konnten.

Eine 10-minutige Autofahrt von Ica entfernt, liegt mitten in der Wüstenlandschaft die kleine Oase Huacachina, zu welcher wir am nächsten Tag eine Tour mit anderen Hostelgästen machten. Dort setzten wir uns ans Ufer des kleinen Sees und genossen die Aussicht auf die Tretboot fahrenden Menschen, die Palmen und die Sanddünen, die uns umgaben. Im Anschluss machten wir eine Sandboarding-Tour, bei welcher wir anfangs mit einem Truck hinaus auf die Dünen gefahren wurden. Der Fahrer machte mit seinem verrückten Fahrstil, bei welchem er absichtlich die Dünen mit vollem Karacho auf und ab fuhr, die Fahrt zu einem echten Achterbahnfahr-Erlebnis.
Eigentlich hätten wir mit unserem Horrorfahrt-Erlebnis in der Wüste bei Uyuni total verängstigt sein müssen, aber die Amerikanerinnen neben uns steckten uns mit ihrem ununterbrochenen Gekicher und Gelächter an. Beim Sandboarden legten wir uns mit dem Kopf nach vorne auf unsere Bretter, wurden dann von dem Tour-Leiter angeschubst und schon rauschten wir den steilen Hang der Düne hinab. Um nicht zu schnell zu werden, sollten wir mit unseren Füßen im Sand bremsen. Alma nahm sich – zum Vergnügen der restlichen Gruppe – diesen Tipp etwas zu sehr zu Herzen und rutschte im Schneckentempo die Düne hinab, bis sie letztendlich stecken blieb und laufen musste. Nach dem Sandborden genossen wir noch den Anblick der hinter den Dünen untergehenden Sonne und, als wir wieder zurück ins Hostel kamen, holten wir uns einen riesigen Topf Schokoladeneis, den wir auf dem Hosteldach zum Abendessen verputzten.

Die restlichen Tage, bevor es für uns in die Hauptstadt Lima ging, verbrachten wir in dem Strandort Paracas. Auch hier haben wir bezüglich unseres Hostels eine sehr gute Wahl getroffen: Es gab einen großen Pool und in dem Außenbereich, wo es eine Bar, Billard, Tischtennis, Kicker und ein Riesen-Jenga gab, fand jeden Abend ein Programm statt.
So traten wir an den Abenden, nachdem wir meistens den ganzen Tag entspannt am Pool verbracht hatten, sowohl im Trivia- als auch im Tischtennis-Turnier an. Beim Trivia schafften wir es auf den zweiten Platz und Alma konnte sich beim Tischtennis sogar bis in die zweite Runde vorkämpfen. Hier lernten wir Argentinier kennen, die wir mehrmals im Kicker besiegten, was sie sehr zur Verzweiflung brachte. Auch eine Gruppe netter Studenten aus Uruguay lernten wir kennen, welche uns zum Kartenspielen eingeladen hatten.
Hier im Hostel herrschte immer eine sehr fröhliche und ausgelassene Stimmung und auch bei anderen Leuten war es sehr beliebt, sodass hier oft ausgebucht war. Deswegen konnten wir unseren Aufenthalt hier auch leider nicht um 2 Nächte verlängern und mussten in ein anderes Hostel 200 Meter nebenan umziehen.
Dennoch nutzten wir in den nächsten Tagen den Pool, den kostenlosen Kayak-Verleih und den Außenbereich unseres alten Hostels gründlich aus. An einem Abend aßen wir in einer gemütlichen Pizzeria zu Abend und die Pizza und Lasagne hier waren so gut, dass wir gleich nochmal herkamen.
Am Mittwoch machten wir eine Tour zum in der Nähe gelegenen Nationalpark, wo wir uns den „Playa Roja“, einen roten Strand anguckten, welcher aufgrund der Seltenheit des roten Sandes geschützt und somit zum Betreten verboten war. Bei dem ein paar Kilometer entfernten „Playa La Mina“ konnten wir aber baden und uns in den Sand legen, lesen und die Sonne genießen. Den allerletzten Abend verbrachten wir in den Hängematten des Hostels und entspannten.

(Alma und Josefine)