Zwei Wochen mit Karla

 

Nachdem wir uns von Josi verabschiedet hatten, ging es mit dem Bus fast 1000 Kilometer in den Regenwald nach Tarapoto. Da wir bereits für den Tag unserer Ankunft eine Tour gebucht hatten, suchten wir uns eine Busverbindung, die eine Ankunft um 2 Uhr nachmittags versprach. Das stellte sich allerdings als eine etwas ungenaue Angabe heraus. Letztendlich erreichten wir Tarapoto um 8 Uhr abends und verpassten somit unseren ersten Ausflug. Dafür lernten wir im Bus eine sehr sympathische Familie kennen, die Mutter und Oma Esther luden uns beide sogar zu sich nach Hause ein.

Madera Labrada Lodge Tarapoto Peru

In unserer Lodge angekommen, sprangen wir als allererstes in den Pool, um den anstrengenden Tag mit einer kleinen Erfrischung abzuschließen.

Unsere Tour am nächsten Tag führte noch tiefer in den Dschungel. Mit einer Fähre, auf der gefährlich viele Touristenbussen platziert waren, überquerten wir einen großen Fluss und  fuhren weiter zur ziemlich grünen „Laguna Azul“ (blauen Lagune). Dort wagten wir uns trotz unserer Angst vor Wasserschlangen und anderen Dschungeltieren kurz ins Wasser und drehten eine Runde mit einer Mischung aus einem Tretboot und einem Kajak, wobei wir von einem ziemlich heftigen Regenschauer überrascht wurden. Den freien späten Nachmittag verbrachten wir hauptsächlich am Pool.

Auch am Freitag führte uns eine Tour an die verschiedensten Orte. Höhepunkt des Tages war ein sehr kalter, sehr schöner Badeort am Fuß von kleinen Wasserfällen und die „Aguas Termales“,  Wasserbecken in verschiedenen Temperaturen, welche die gesamte Gruppe zum Einschlafen brachte. Am Abend wurden wir von unserer Busbekanntschaft Esther zu sich nach Hause eingeladen, wo wir bei einem Glas Wein sehr interessante Gespräche führten. Ihr Schwiegersohn fuhr uns in seinem Mototaxi durch die ganze Stadt.

Am nächsten Morgen stand noch der Besuch eines Wasserfalles mit Badebereich an, bevor wir erneut über Nacht mit dem Bus nach Máncora fuhren. Hier erwarteten uns einige sehr entspannte, verschwitzte und verstochene Tage. Die unglaubliche Hitze stellte einen großen Kontrast zu den Temperaturen in Tarapoto dar, wo bereits die Regenzeit begonnen hatte. So sparten wir unsere Kräfte, indem wir in den Hängematten auf unserer Terrasse mit Meerblick lagen und kurze Spaziergänge am Strand machten. Natürlich wollten wir nicht darauf verzichten, im Meer zu baden. Neben den Hängematten bot das Hostel zudem einen Billiardtisch, an dem wir unsere sehr dürftigen Kenntnisse in dieser Sportart bewiesen, und ein Open Air Kino. Auch gab es ein sehr gemütliches kleines Café/Restaurant, wo ich für mein Klavierspiel mit einem vorzüglichen Crepe belohnt wurde.

Unseren letzten gemeinsamen Tag verbrachten wir in Piura, von wo aus Karla nach Chile zurückflog und ich einen Bus nach Ecuador nahm.

Danke Karla, dass Du mich begleitet hast!

Wir hatten eine echt schöne Zeit zusammen 🙂

 

Willkommen in Guadalupe

 

Guadalupe Ecuador

Die nächste Woche verbrachte ich in einer ecuadorianischen Familie, der Familie Japón, in Guadalupe, einem kleinen Dorf im Südosten des kleinen Landes. Dort wurde ich sofort herzlich in die Familie aufgenommen und auch mit den beiden kleinen Mädchen Pati (3) und Katy (2) verstand ich mich auf Anhieb.
Mich beeindruckte, wie offen das Haus gestaltet war, wie Familienangehörige, Nachbarn und Straßenhunde dort ein- und ausgingen und wie viel Reis ein Mensch tatsächlich essen konnte. Vermutlich habe ich in der einen Woche mehr davon gegessen als in Deutschland in einem ganzen Jahr. Sowohl Frühstück, Mittagessen als auch Abendessen bestand dort hauptsächlich aus diesem Nahrungsmittel. Aber auch die Vielfalt an Früchten und frischen Säften beeindruckte mich ein weiteres Mal auf dieser Reise.

Meiner neuen Familie lag es sehr am Herzen, mir ihren Alltag und ihre Landschaft zu zeigen. So fuhren wir zu Wasserfällen, besuchten einen Bruder bei der Arbeit, eröffneten einen Markt in Guadalupe, fuhren in die nächst größeren Städte Zamora und Yantzaza, feierten Geburtstag mit den Nachbarn, besuchten die Ordensschwestern in einer nahegelegenen kirchlichen Mission mit Klinik und noch vieles mehr. Und überall fühlte ich mich willkommen.

 

Guadalupe Ecuador

Auch durfte ich ein Ritual beobachten, bei welchem den Kindern mithilfe von rohen Eiern, Ölen und grünen Zweigen die schlechten Energien ausgetrieben werden sollten. Eigentlich sollte auch ich von den negativen Einflüssen befreit werden, allerdings versuchten Pati und Katy diesen Job zu übernehmen, wobei sie mein Ei zerbrachen.

Die jüngeren Familienmitglieder, die achtzehnjährige Dania und ihr zweiundzwanzigjähriger Onkel Cristian, machten mich mit der Jugend von Guadalupe bekannt. Gemeinsam gingen wir in die Disko in Yantzaza und verbrachten einige Abende zusammen.

Auch besuchten wir eine Familie, die aufgrund des unglaublich plötzlichen Todes der Mutter verwaist war. Es schockierte mich, dass es dort so normal schien, wenn eine Frau innerhalb eines Tages aufgrund von Fieber verstarb.

Da ich mich so wohl in der Familie gefühlt hatte, und außerdem versprechen musste zurück zu kehren, besuchte ich Rita und ihre Familie zwei Wochen später erneut. Denn in Riobamba, wo ich als AuPair Mädchen angestellt war, halfen für kurze Zeit andere Personen aus.

 

Cuenca Ecuador

Diesmal besuchten wir die junge Studentin Dania in Cuenca. Auch dort war die Familie Japón vertreten und wir wurden von den sehr sympathischen Familienangehörigen verpflegt und durch die schöne Altstadt geführt. Nahe eines Aussichtspunktes gab es eine Schaukel, mit der man direkt über die große Stadt hinweg schaukeln konnte. Sonntagnachmittag verbrachte die gesamte Großfamilie bei strahlendem Sonnenschein in einem Park. Es ist mir bereits an anderen Orten in Südamerika aufgefallen, dass viele Familien am Wochenende in den Park gehen und dort so eine wunderschöne ausgelassene Atmosphäre entsteht.

In Ecuador ist es Tradition an Karneval, sich gegenseitig nasszuspritzen oder mit künstlichen Schaumflaschen zu besprühen. Dies ist schon einige Wochen vor den eigentlichen Faschingstagen bemerkbar. So auch an diesem Abend im Park.

Bei meinem zweiten Besuch in Guadalupe hatte ich gleich zu Beginn eine außergewöhnliche Nacht: Es gab ein starkes Erdbeben! Zunächst träumte ich, ein Zug führe durch mein Zimmer, bis ich endlich zu mir kam und merkte, dass die anderen vergeblich versucht hatten mich zu wecken, um mit ihnen auf die Straße zu laufen – sie fürchteten nämlich, das Nachbarhaus könne zusammenfallen.

Außerdem bot sich mir bei diesem  Besuch die Gelegenheit, die ecuadorianischen Wahlvorbereitungen mitzuerleben. Diese sind in keinster Weise vergleichbar mit den deutschen. Am späten Abend fanden wir uns an einem überdachten Sportplatz ein. Dort wurde Popkorn und Alkohol verkauft, die Wahlkandidaten standen auf einer Bühne und tanzten, Musik dröhnte aus den Lautsprechern und das Publikum gröhlte.

Ein anderes Mal, als wir eine Debatte mitanhörten, fuhren Kandidaten und Anhänger im Anschluss gemeinsam zu einem Dorfplatz, wo ich Fotos mit den politischen Größen der Gegend schoss. Ich bin schon gespannt, ob ich mich mit den richtigen Kandidaten fotografieren ließ, also denjenigen, die letztendlich auch gewählt werden.

Andere Familienangehörige zeigten mir ihre Plantagen direkt neben einer Goldwäscherei, auf denen Bananen, Zuckerrohr und vieles mehr angebaut wird. Auch besaßen sie ziemlich viele Hühner und Meerschweinchen, ein hier typisches Gericht, und zeigten mir, wie man frittierte Empanadas macht. Denn auch diese gefüllten Teigtaschen weisen große Unterschiede auf, je nach Land und Region.

 

Guadalupe Ecuador

 

Auch versuchten wir am nächsten Tag, im Brotbackofen der Oma, Pizza zu backen, die letztendlich gar nicht so schlecht schmeckte und eine gute Alternative zum täglichen Reis darstellte.

An meinem letzten Abend verspeisten wir eine weitere regionale Spezialität, gebratene Kröten (mit Reis).

So ist es mir ziemlich schwer gefallen, mich nun für längere Zeit von meinen neuen Freunden in Guadalupe zu verabschieden.

VIELEN Dank für alles, ich habe bei Euch gelernt, dass die Gastfreundschaft in Ecuador keine Grenzen kennt! (Und vielen Dank an Dich, Kathrin, dass Du mir diesen Kontakt vermittelt hast!).